Die frühkindliche Dinosaurierbegeisterung uferte in meinem Fall zu einer chronischen Faszination für alles, was mit Paläontologie zusammenhängt, aus. Bevor ich im Herbst mit einem Biologiestudium auf das hehre Berufsziel Paläontologe zusteuern werde, mache ich ein paar paläontologische Praktika, um schon einmal praktische Erfahrung zu sammeln. Dafür war ich im Frühjahr in der paläontologischen Abteilung des Naturkundemuseums Karlsruhe und werde im späteren Sommer noch einige Zeit in dem Dinopark Münchehagen verbringen.Auf meiner Suche nach den dünn gesäten paläontologischen Grabungspraktika bin ich dann bei dem Grabungsteam Chemnitz gelandet und habe mich sehr gefreut, dass ich trotz meiner kurzfristigen Bewerbung einen Praktikumsplatz vom 03.06. bis zum 28.06. bekam.
Da ich am Bodensee wohne, war es natürlich eine recht weite Anfahrt, aber ich denke, ich kann sagen, dass es sich vollauf gelohnt hat. Auf meine heißgeliebten Dinosaurier musste ich hier leider verzichten, die tauchten schließlich erst 50 Millionen Jahre später auf, aber trotzdem hat es mir sehr viel Spaß gemacht, den Tuff um ein paar fossile Pflanzenreste zu erleichtern. Obwohl ich nur in den oberen, eher fossilarmen Schichten der Grabung gebuddelt habe, entdeckte ich einige vor allem in Kaolin und Tonmineralen erhaltene, längliche Strukturen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit organischen Ursprungs sind. An einer Stelle traten diese sogar so gehäuft auf, dass meine Phantasie bezüglich dem, was darunter noch im Tuff verborgen liegen könnte, ordentlich angeheizt wurde. In meinen Gedanken habe ich mir schon ein riesiges Kieselholz ausgemalt, dem ich den Namen "Kiesela" gegeben habe. Die Zeit wird zeigen, ob ich damit Recht habe, auf jeden Fall werde ich den weiteren Verlauf der Grabung gespannt im Internet verfolgen und auf das Auftauchen von Kiesela hoffen...
Meine Haupttätigkeit bestand natürlich darin, in der 291 Millionen Jahre alten Asche zu buddeln und den Abbau der oberen Gesteinsschichten der Grabung voranzubringen, aber ich konnte auch bei einigen museumspädagogischen Veranstaltungen dabei sein und habe Einblicke in die Arbeit am Chemnitzer Museum für Naturkunde erhalten. Einer der schönsten Vorteile an Praktika in Museen besteht darin, dass man Einblick in die riesigen, unterirdischen Archive bekommt, und so durfte ich auch hier ausgiebig die Schätze in den Schubladen des Museumsmagazins bestaunen. Auf einer Exkursion in den Zeisigwald habe ich den Unterschied zwischen den Gesteinen auf der Grabung und denen in unmittelbarer Nähe zu dem Zentrum der vulkanischen Aktivitäten, die uns den versteinerten Wald bescherten, kennengelernt. Vor allem fallen dabei die im Chemnitzer Tuff sehr häufigen akkretionären Lapilli auf, welche im Zeisigwald viel größer sind als auf der Grabung, obwohl man letzteren zugutehalten muss, dass sie sich sehr schön aus dem weichen Tuff pulen lassen. Das ist übrigens eine Arbeit, mit der man Stunden verbringen kann, ohne sich zu langweilen, und man wird dazu auch noch mit einem Haufen selbst ausgepulter Steinsmarties belohnt.
Besonders gefreut hat mich auch, dass ich bei einem Besuch der Bergakademie in Freiberg mit den dortigen Paläontologen sprechen und mich in eine paläontologische Vorlesung mit hereinsetzen konnte. Da in Freiberg kein Fokus auf Wirbeltierpaläontologie gelegt wird, kommt diese Uni für mich zum Studieren leider nicht in Frage, dennoch hat mir das geowissenschaftliche Institut sehr gut gefallen. So hat es also eine weitere Praktikumsstelle erfolgreich nicht geschafft, mich von der fixen Idee abzubringen, dass meine Zukunft zwischen Gestein und den Überresten längst dahingeschiedener Viecher anzusiedeln ist (trotz des eklatanten Mangels an Chemnitzer Dinosauriern ;)). Mir werden das Graben, das nette Team und natürlich die famose Elektroschubkarre sehr fehlen, und ich bin schon gespannt, ob meine nächste Praktikumsstelle das toppen kann.