In den vergangenen beiden Grabungsjahren hat sich einiges bewegt, allerdings nicht nur in Form von Erdaushub. Auch uns zwang das Virus zu einem unerwarteten Arbeitsablauf, was aber letztendlich eine Revision der Daten und Anpassung unserer Prozesse zur Datenerhebung vorantrieb. Die Notwendigkeit dazu ergab sich aus dem 2019 durch Lisa im Freiwilligendienst erarbeiteten 3D-Modell zur Visualisierung der Grabungsfunde. Damit sind wir nun in der Lage, unsere Funde und Tuffschichten für künftige Forschungsarbeiten ausreichend genau in ihrer Fundlage abzubilden. Seit der Etablierung des Modells im Herbst 2019, veranlassten wir noch einige kleinere Updates durch Lisa zur Optimierung der Dateneingabe und zusätzlichen Abbildung einiger Besonderheiten aus dem Grabungsfeld. So können wir jetzt neben den Fossilien, Gesteinsproben und der Oberfläche des ehemaligen Waldbodens auch die Trennflächen im Gestein, Schurfwände oder Tuffplatten mit Fossilinhalt darstellen. Klingt erstmal relativ einfach, in Summe bedeutete das jedoch für Lisa, etwa 3000 Zeilen Skript in Programmiersprache zu verfassen – Chapeau!
In einem ersten größeren Feldtest der neu erstellten Erfassungsprozedur und Modellierung im Herbst 2020, galt es für uns herauszufinden, ob Protokollierung, Datenregister und Modelleinträge die oft recht unterschiedlichen Objekte, einschließlich der Informationen zur Fundsituation ausreichend aufnehmen und abbilden können. Die Grabungssaison 2021 sollte Klarheit über die Benutzerfreundlichkeit unserer Erfassungsalgorithmen verschaffen. So musste unbedingt geprüft werden, ob der gesamte Prozess von unseren studentischen und freiwilligen Helfern nach kurzer Anlernzeit auch verstanden wird. Nur so lassen sich während der Grabungsarbeiten konsistente und verwertbare Datensätze zu den Fundobjekten anlegen. Zielstellung war, dass jeder unserer Ausgräber in der Lage ist, die selbst erhobenen Daten zu freigelegten Fossilfunden, Gesteinsproben und Tuffstrukturen im digitalen Register zu erfassen, um sie anschließend im 3D-Modell zu verorten und auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Sowohl die Studentinnen Jana und Viviana von der Universität Bonn, als auch die Studenten Max und Moritz von der Freiberger TU sowie unsere Freiwilligen Yasmin und Marc, stellten sich bereitwillig als Probanden zur Verfügung – mit Erfolg! Danke, das hat sehr viel Spaß gemacht und war echte Teamarbeit! Der Abbau im Grabungsfeld schritt nun voran. Parallel füllte sich neben so mancher Fundkiste auch unser 3D-Modell und bot uns damit erstmals einen nahezu kompletten Blick auf den bereits ausgegrabenen Teil des Waldes hier am Standort Sonnenberg.
Umso mehr freute es uns, dass wir den interessierten Besuchern unsere Ergebnisse endlich auch mal wieder in einigen „Präsenzveranstaltungen“ nahe bringen durften, Höhepunkt war dabei neben einigen pädagogischen Veranstaltungen auch der Tag des Geotops. In der relativ knappen Grabungssaison 2021 wurden immerhin 49 fossile Pflanzenfunde, 14 Gesteinsproben und 78 Messobjekte erfasst. Unter letzteren verbergen sich neben schlecht auswertbaren fossilen Strukturen, auch Kluftflächen und Plattenbereiche im Gesteinspaket sowie die Grenzflächen unserer Lithoeinheiten, welche je nach Morphologie oftmals aus weit über 50 Messungen pro m² im Modell generiert werden müssen. Ein besonderer Höhepunkt dieser Grabungssaison, war der finale Abbau des erstmals 2018 entdeckten Baumfarns bis auf den Paläoboden hinab. Dabei stellte uns das offenbar nur auf der Schicht des ersten Aschefalls angesiedelte Wurzelsystem des Stammes vor neue Rätsel. Wie verankerte sich eine solche Pflanze auf dem Boden, fehlt uns hier doch jeglicher Nachweis einer unter die Substratoberfläche greifenden Verwurzelung? Und warum wurzelt die Pflanze überhaupt auf dem ersten Aschefall und nicht im darunter liegenden Paläoboden? Die finalen Antworten darauf hoffen wir in den künftigen Feldarbeiten zu finden. Durch Marc gelang kurz vor Ende seines FÖJ der Fund eines größeren Stammabdrucks im Tuff, welcher uns noch weiter in die Tiefe führen wird und damit spannend bleibt. Zum Saisonende glückte auch die Bergung einer großflächigen und bis zu 13 Zentimeter starken, fossilreichen Tuffplatte, welche unmittelbar an den bereits entnommenen Baumfarnsockel angrenzte und damit definitiv Teile des Wurzelsystems in sich trägt. Ihre Präparation wird einige Zeit in Anspruch nehmen und kann aufgrund der vorsichtigen Trocknung des Objekts, frühestens im nächsten Winter begonnen werden.
Unsere aufmerksamen Praktikanten förderten auch einige sehr interessante und bislang noch nicht bestimmbare Fossilfunde zu Tage. So wurden neben einigen dünnen, sehr fein verzweigten und blattlos erscheinenden Sprossachsen auch einige nadelartige Fossilfragmente geborgen, welche auf den ersten Blick an das Laub von Dicranophyllum, einer eher strauchartigen Konifere erinnern. Hier hoffen wir in der künftigen Präparation und Grabungsarbeit, noch auf bestimmungsfähiges Material zu stoßen. Damit sei vorerst genug verraten, jetzt geht’s erstmal an die Winterarbeit…